Informationen für Unternehmen
Alternativen für Unternehmer*innen und Gründer*innen
- Sind Sie Unternehmer*in oder Gründer*in in der Land- und Lebensmittelwirtschaft und suchen eine Möglichkeit, Bürger*innen in die Finanzierung einzubinden?
- Suchen Sie nach einer Alternative zur klassischen Bankenfinanzierung, weil Sie unabhängig sein möchten, weil die Bank Ihnen keinen Kredit gewährt oder einfach, um andere Modelle auszuprobieren?
- Suchen Sie nach Möglichkeiten, über die Finanzierung neue Kund*innen zu gewinnen, bestehende zu binden oder Ihr Unternehmen bzw. Ihre Produkte bekannter zu machen?
Wenn Sie mindestens eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, dann sind Sie im BioFinanz-Portal genau richtig. Im Folgenden geben wir Ihnen einen kurzen Überblick über das Thema.
Bürgerschaftliche Finanzierungsmodelle: Ein Überblick
Es gibt verschiedene Arten von Finanzierungsmodellen, an denen Bürger*innen beteiligt sind:
- Modelle, die an eine Rechtsform gebunden sind: Genossenschaften und/oder Personen- und Kapitalgesellschaften, zu denen auch die Aktiengesellschaften gehören. Diese Art der Finanzierung definiert oft die grundlegende Organisationsstruktur des Unternehmens.
- Reine Finanzierungsinstrumente: verschiedene Formen des Crowdfundings, Genussrechte und Direktdarlehen, mit denen einzelne Investitionsvorhaben zeitlich begrenzt finanziert werden.
- Unternehmensübergreifende Modelle: Dabei bündeln Organisationen das Kapital von Bürger*innen und stellen es verschiedenen Unternehmen zur Verfügung. Dazu zählen Bürgeraktiengesellschaften und Landkaufgenossenschaften.
- Daneben gibt es noch weitere Modelle, die keine Finanzierungsmodelle im engeren Sinne sind, z. B. Solidarische Landwirtschaft oder Tierleasing. Hierbei handelt es sich eher um einen Ansatz des Wirtschaftens bzw. ein Vermarktungsmodell. Diese sollen hier dennoch kurz vorgestellt werden.
Bürgerschaftliche Finanzierungsmodelle können für eine große Bandbreite an Investitionsobjekten mit entsprechend unterschiedlichen Investitionssummen eingesetzt werden. In der Praxis werden sie eher als Ergänzung denn als Alternative zum Bankkredit genutzt.
Einige der Modelle eignen sich auch sehr gut für Existenzgründungen. Bei strategischen Überlegungen zum Geschäfts- und Finanzierungsplan sollten mögliche bürgerschaftliche Finanzierungsmodelle mit bedacht werden. Unterstützung im Gründungsprozess finden Sie zum Beispiel beim Existenzgründungsportal des BMWi oder bei der IHK.
Vermarktung, Kundengewinnung und -bindung
Bei bürgerschaftlichen Finanzierungsmodellen geht es um mehr als nur das Einwerben von Finanzen. Sie sind auch eine gute Möglichkeit, einen bestehenden Kundenstamm zu binden oder neue Kund*innen zu gewinnen. Der Erfolg hängt jedoch auch davon ab, wie groß der schon bestehende Kundenstamm oder das eigene Netzwerk ist. Bürger*innen beteiligen sich (finanziell), weil sie sich eine größere Nähe zur Produktion ihrer Lebensmittel wünschen oder sich dem Unternehmen verbunden fühlen. Denken Sie deshalb auch darüber nach, ob und wie Ihr Unternehmen die Lebensmittelproduktion für die Bürger*innen erfahrbar machen und den direkten Kontakt zu ihnen gestalten kann.
Allgemein gilt: Bürgerschaftliche Finanzierungsmodelle erfordern viel Zeit für Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Kommunikation mit denjenigen, die Ihrem Unternehmen Geld zur Verfügung stellen. In der Regel sind sie also nicht kostengünstiger als eine Bankenfinanzierung. Sie sollten sich außerdem dessen bewusst sein, dass der persönliche Bezug zu Ihren Investor*innen oder Unterstützer*innen eine besondere Verantwortung mit sich zieht – vor allem im Falle eines Scheiterns Ihres Projekts.
Die hier bereitgestellten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, sind jedoch ohne Gewähr und dienen der ersten Orientierung von Nutzer*innen. Die Informationen ersetzen nicht eine rechtliche Beratung. Als Nutzer*in tragen Sie selbst die Verantwortung für alle Entscheidungen, die Sie auf Basis der bereitgestellten Informationen treffen. Sie sollten bedenken, dass im Einzelfall die Konsultation einer Rechtsanwält*in oder Steuerberater*in unbedingt empfehlenswert ist.
Mithilfe der folgenden Filterfunktion können Sie die Auswahl geeigneter Finanzierungsmodelle eingrenzen:
Für welchen Betrag suchen Sie ein Finanzierungsmodell?
Welche Gegenleistung möchten Sie anbieten?
Vorverkauf-Crowdfunding
Crowdfunding bedeutet, dass eine Vielzahl an Menschen (englisch: Crowd) mit kleinen finanziellen Beträgen die Umsetzung Ihres Projektes ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, die sich je nach Art der Gegenleistung voneinander unterscheiden. Beim Vorverkauf-Crowdfunding erhalten Ihre Unterstützer*innen materielle oder ideelle Gegenleistungen wie zum Beispiel Ihre Produkte, Warengutscheine oder auch Widmungen und Danksagungen.
Rendite-Crowdfunding
Crowdfunding bedeutet, dass eine Vielzahl an Menschen (englisch: Crowd) mit kleinen finanziellen Beträgen die Umsetzung Ihres Projektes ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, die sich je nach Art der Gegenleistung voneinander unterscheiden. Beim Rendite-Crowdfunding stellen Ihnen die Investor*innen über einen bestimmten Zeitraum Kapital zur Verfügung und erhalten dafür eine finanzielle Gegenleistung.
Spenden-Crowdfunding
Crowdfunding bedeutet, dass eine Vielzahl an Menschen (englisch: Crowd) mit kleinen finanziellen Beträgen die Umsetzung Ihres Projektes ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, die sich je nach Art der Gegenleistung voneinander unterscheiden. Beim Spenden-Crowdfunding erhalten Ihre Unterstützer*innen keine Gegenleistung.
Genussrechte
Genussrechte sind schuldrechtliche Beteiligungen von Investor*innen an Unternehmen mit einer Beteiligung an Gewinn und Verlust über eine festgelegte Laufzeit. Denkbar ist ergänzend auch eine Beteiligung an einem etwaigen Liquidationserlös. Die Rückzahlung erfolgt nachrangig. Einer Genussrechtsemission liegt meist ein bestimmtes Investitionsvorhaben zugrunde, das Sie ganz oder anteilig finanzieren möchten.
Direktdarlehen
Direktdarlehen sind Darlehen von Privatpersonen, die Ihrem Unternehmen für einen vereinbarten Zeitraum und Zinssatz direkt Geld leihen. Bei den Darlehensgeber*innen handelt es sich meist um Personen aus dem engeren Umfeld von Unternehmen.
Gutscheinkauf
Beim Gutscheinkauf stellen Ihnen Ihre Kund*innen einen bestimmten Betrag zur Verfügung und erhalten über mehrere Jahre hinweg Waren oder Gutscheine in einem entsprechenden Wert zurück.
Gründung einer Personen- oder Kapitalgesellschaft
Sie können schon bei der Wahl der Rechtsform die finanzielle Einbindung von Bürger*innen mitdenken. Dabei kommen verschiedene Personen- und Kapitalgesellschaften in Frage.
Gründung einer Genossenschaft
Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von Personen, die sich gemeinsam wirtschaftlich, sozial oder kulturell betätigen. In Deutschland ermöglicht die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (eG) die Einbindung und Mitbestimmung vieler Menschen. Sie können eine Genossenschaft gründen, um mithilfe der Mitglieder Kapital für einen bestimmten Zweck zu sammeln.
Tierleasing
Beim sogenannten Tierleasing kaufen Ihnen Kund*innen ein Jungtier ab und tragen mit einer monatlichen Rate die Aufzucht- und Haltungskosten „ihres“ Tieres.
Patenschaft
Eine Patenschaft bedeutet, dass jemand für einen bestimmten Zeitraum eine vertraglich festgelegte Mitverantwortung für etwas übernimmt. In der Landwirtschaft können Sie Patenschaften für Tiere, Bäume o. ä. anbieten.
Höfe in gemeinnütziger Trägerschaft
Die Grundidee der gemeinnützigen Trägerschaft besteht darin, dass das Eigentum an einem landwirtschaftlichen Betrieb an einen gemeinnützigen Träger (meist Verein, Stiftung oder gGmbH) übertragen wird. Personen aus dem Umfeld des Hofes können sich beteiligen, indem sie dem Träger in Form einer Schenkung, einer Beteiligung oder eines Darlehens Geld zuwenden, somit den Kauf des Betriebs ermöglichen und das Eigentum treuhänderisch verwalten.
Solidarische Landwirtschaft
Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) sieht vor, dass eine Gruppe von Kund*innen den laufenden Betrieb Ihres Hofes finanziert und im Gegenzug einen Anteil der Ernte oder Produktion erhält. Die Mitglieder verpflichten sich (vertraglich) für ein Geschäfts- bzw. Anbaujahr, Ihrem Betrieb einen im Voraus festgelegten Mitgliedsbeitrag zu zahlen.
Zusammenarbeit mit einer Bürgeraktiengesellschaft
Als neuartiges bürgerschaftliches Finanzierungsmodell gibt es Bürgeraktiengesellschaften. Sie bündeln als Intermediäre (Vermittler) das Kapital von Bürger*innen und investieren dann in verschiedene Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft.
Zusammenarbeit mit einer Landkaufgenossenschaft
Eine Landkaufgenossenschaft ist eine Genossenschaft, die mit den Geschäftsanteilen ihrer Mitglieder landwirtschaftliche Flächen kauft und diese dann kostengünstig an ökologisch wirtschaftende Betriebe verpachtet.